Die Menschen sehen entsetzt wie der Finanz-Tsunami über die Welt hinwegfegt und suchen nach Schuldigen: Gierige Manager, verantwortungslose Banker, komplizierte Finanzprodukte. All das ist falsch. Die Wahrheit über die Finanzkrise lässt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen:
Sobald eine zentrale Institution wie die Zentralbank, in dem wichtigsten Markt der Wirtschaft, dem Geldmarkt, sowohl den Preis des Gutes Geld, also den Zins, als auch die ursprüngliche Menge des Gutes, also die Geldmenge, zentral per Dekret vorgibt, muss das schief gehen, weil die zentrale Stelle niemals die Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten vieler Millionen Marktteilnehmer kennen kann.
Der Satz ist etwas lang, enthält dafür aber alles was Sie wissen müssen. Lesen Sie sich den Satz so lange durch bis Sie ihn verstanden haben. Dann können Sie sich den Rest dieses Textes sparen. Es folgt gleich eine ausführlichere Erläuterung, aber wer ihn durch eigenes Nachdenken nachvollziehen kann, verinnerlicht den Inhalt besser. Wenn Sie diesen Satz kapiert haben, wissen Sie mehr als 99 Prozent der Bevölkerung und sogar mehr als 90 Prozent unserer renommiertesten Ökonomen. Lediglich ein einziger Professor, Thorsten Polleit vertritt diese These auch und hat sie unter anderem hier erläutert: http://www.parteidervernunft.de/2009/01/14/professor-zum-geldmonopol/
Zur ausführlichen Erläuterung: Woran ist der Kommunismus gescheitert? Doch nicht daran, dass die Erfinder des Systems es böse gemeint haben. Im Gegenteil, die Ziele waren hehr und gut. Der Kommunismus ist schlicht und ergreifend daran gescheitert, weil sich die Wirtschaft eben nicht zentral von einem Kommitte steuern lässt. Das schönste Symbol dafür war der Trabbi. Obwohl das Auto absoluter Schrott war, musste man darauf auch noch lange darauf warten. Auch heute noch können Sie das Phänomen bei staatlich geschützten Monopolen sehen. In einer Postfiliale müssen Sie sich in einer riesigen Schlange anstellen, ganz einfach weil es keine Konkurrenz bei Briefen gibt. Die Konkurrenz bei Paketen hat Postchef Zumwinkel durch den Mindestlohn nahezu ausgeschaltet. Er agierte dabei in bester Manier eines Staatsratsvorsitzenden. Vorne rum so reden, als ob er´s nur fürs Volk tut, hintenrum eigene Aktien kaufen und das Geld ins Ausland schaffen.
Was glauben Sie, warum sich in der Nähe ihres Wohnortes ein Lebensmittelladen befindet? Und das obwohl kein Herr Honecker (ehemaliger DDR-Chef, für die jüngeren unter Ihnen) befohlen hat, dort einen Laden hinzustellen. Ganz einfach, er steht da, weil es sich lohnt dort einen aufzumachen. Das ist die berühmte unsichtbare Hand von Adam Smith. Seine Lehre gerät kurioserweise genau jetzt während der Finanzkrise in Verruf. Angeblich hätten „die Märkte“ versagt. Das exakte Gegenteil ist der Fall. Erstens ist der Markt kein anonymes „Ding“, sondern er besteht aus den Handlungen der an ihm beteiligten Menschen, also uns allen. Wenn unser Bundespräsident die Märkte als „Monster“ bezeichnet um beim Volk zu punkten, so bezeichnet er uns Menschen als Monster. Das ist kein sehr schönes Menschenbild.
Mein Menschenbild ist ein anderes: Ich finde es normal, dass Menschen versuchen möglichst angenehm zu leben. Wenn ich im Supermarkt stehe und habe die Wahl zwischen zwei identischen Videorekordern, nehme ich natürlich den billigeren. Der stammt aber nun mal aus Fernost. Wenn ich arbeite, versuche ich für meine Leistung ein möglichst hohes Gehalt herauszuschlagen. Wenn ich dabei zufällig ein Bankmanager bin, heißt das heutzutage Gier. Ich drehe es hier einmal um: Jemand der sich den teureren Videorekorder kauft oder absichtlich für weniger Geld arbeitet ist einfach nur doof. Das heißt natürlich nicht, dass wir es für schlecht halten, wenn Menschen um etwas Gutes zu tun zum Beispiel bei Fair Trade einkaufen. Das ist ein bewußte Entscheidung solidarisch zu handeln. Solidarität kann immer nur freiwillig und individuell gelebt werden. Niemals durch Zwang.
Ich höre geradezu den Aufschrei aller Gutmenschen in Deutschland: Oh Gott, schon wieder so ein Marktfanatiker. Darum geht es aber gar nicht. Ich will damit nur erklären, dass die Summe aller menschlichen Handlungen den Markt ergibt. Und der findet immer die effizienteste Lösung, weil eine zentrale Behörde gar nicht alle Informationen zur Verfügung hat.
Ausgerechnet in der Finanzkrise zeigt der Markt am allerdeutlichsten was er drauf hat. Er reagiert nämlich immer gleich auf staatliche Eingriffe. Ich nennen ihn der Einfachheit halber „der Markt“, gemeint sind aber „wir Menschen“. Der Markt erkennt relativ schnell den Einfluss des Staates. Staatliches Handeln bedeutet zunächst Sicherheit. Der Gesetzgeber gibt etwas vor, was eine Zeit lang gilt. Deshalb eilt das Kapital mit Siebenmeilenschritten hin zu den staatlich garantierten Einnahmen. So zu beobachten bei den alternativen Energien. Da die Energieunternehmen gezwungen werden, den Strom zu überhöhten Preisen in jeder beliebigen Menge abzunehmen, kann jeder Trottel eine Solarfirma führen. Er braucht ja nur die Solarzellen einkaufen und muss sich seine Kunden nicht mal suchen. Da das Geschäft so simpel ist strömt all das Kapital dorthin und erzeugt eine Blase.
Das, was hier passiert, funktioniert im großen Maßstab mit der gesamten Wirtschaft. Die Notenbanken haben jede Krise bisher mit zu billigem Geld bekämpft. Niemand weiß zwar, was der richtige Zinssatz ist, aber der Zins wird einfach so lange gesenkt, bis die Wirtschaftsdaten besser werden. Dieser Zinssatz ist dann aber so niedrig, dass der Markt wieder so eine einmalige Gelegenheit erkennt. So war es für Banker simpel, sich billig Geld von der Zentralbank zu leihen und damit minderwertige, aber höher verzinsliche Kredite aufzukaufen. Früher haben sich persönlich haftende Bankiers die Kunden selbst gesucht und einer eingehenden Prüfung unterzogen. Heute nimmt einen die Entscheidung über den fairen Zins die „Big Brother“-Zentralbank ab. Eine neue Blase, die Kreditblase entstand. Wie alle Blasen platzte auch diese. So wie das Pfund letztendlich aus seinem festen Wechselkurs geschossen wurde, bricht sich irgendwann die Realität ihre Bahn. Dabei kollabiert der Markt zeitweilig. Heißt das, er hat versagt? Nein, er hat zuerst die Möglichkeit erkannt, einfache Profite zu erzielen und hat im Anschluss den entstandenen Scheinreichtum wieder vernichtet.
Der Witz ist, ohne den Eingriff der Zentralbank wäre die Blase gar nicht entstanden. Ohne das billige Geld hätten eben nur Leute ein Haus gekauft, die es sich auch leisten können. Der Markt behält am Ende immer recht. Deswegen wird er, werden wir Menschen, auch unser Papiergeldsystem zerstören. Das ungedeckte Papiergeld ist genauso viel wert wie das Papier auf dem es gedruckt ist. Das beginnen die Menschen zu begreifen. Wenn alle diese Maßnahmen, die Nullzinsen, die Konjunkturpakete, greifen, wird eben die nächste Blase erzeugt. Spätestens, wenn die platzt wird der Wert des Papiergeldes bei Null angekommen sein.
Die einzige denklogische Lösung für dieses Problem ist, die zentrale Behörde abzuschaffen und konkurrierendes Privatgeld zuzulassen wie es der Nobelpreisträger August Friedrich von Hayek verlangte. Das System, dass sich dann herauskristallisiert, wird vermutlich eine Art Goldstandard sein. Vielleicht findet der Markt aber auch eine andere Lösung. Die Summe aller menschlichen Handlungen wird den Preis für dieses System finden. Es kann ein höherer Zinssatz sein. Es kann sein, dass Banken nur noch Geld herausgeben, wenn Sie Gold dafür bekommen. Es wird wahrscheinlich so sein, dass Banken auch nur Kredit herausgeben, wenn Ihnen der Kunde erlaubt hat sein Geld für einen bestimmten Zeitraum zu verleihen.
Warum haben wir denn heute so eine Angst vor einem Bankenrun? Weil die Bank Geld verleiht, dass ihr nicht gehört. Würde sie zum Beispiel einen Zehnjahres-Kredit für ein Haus nur rausgeben, wenn ihr die Kunden das Geld auf zehn Jahre überlassen hätten, dann gäbe es keinen Bankenrun. Denn sobald die Geldanlage ausläuft, läuft ja auch der Kredit aus. Das staatliche Geldsystem hat unser Bankensystem pervertiert. Schaffen wir´s ab. Die Zentralbank soll nur nach dafür da sein, die umlaufenden Privatgeldnoten auf ihre Echtheit zu prüfen. Vermutlich wird man sich zur Vereinfachung auf ein einheitliches Design einigen.
Das war jetzt sehr ausführlich, aber all das steckt in dem einzigen Satz zu Beginn des Artikels. Er enthält mehr Wissen als in 90 Prozent der Köpfe unserer Ökonomen. Warum das wiederum so ist, ist ein ganz anderes Kapitel…
Helfen Sie uns, eine bessere Welt zu schaffen: http://www.parteidervernunft.de/
mit vernünftigen Grüßen,
Ihr Oliver Janich
Since the Ebook is finally available on Amazon, I post some reviews of the German version…
Aus meiner Frage entwickelte sich schnell eine interessante Diskussion über die Gefahren der KI und…
Editorial zur aktuellen CryptoSpace-Ausgabe Vol. 38 April 2021 Ein Gutteil dieser Ausgabe beschäftigt sich damit,…
▶️ LBRY: ▶️ Odysee: ▶️ BitChute: https://www.bitchute.com/video/wsqhotHWmcUQ/ https://www.bitchute.com/video/wsqhotHWmcUQ/ ➡️ WISSENSCHAFFTPLUS – Wichtige Texte (Key texts in…
▶️ LBRY: ▶️ Odysee: ▶️ BitChute: https://www.bitchute.com/video/90sq574jdT4E/ https://www.bitchute.com/video/90sq574jdT4E/ ➡️ Rote Karte für Coronahttps://www.rotekartefürcorona.de/drei-rote-karten.php 📖 Corona –…
➡️ Bestseller-Autor und Sicherheitsexperte Stefan Schubert auf Telegram: https://t.me/SchubertsLM ▶️ LBRY: ▶️ Odysee: ▶️ BitChute: https://www.bitchute.com/video/yRuKC1W6MO9m/…
View Comments
Der Artikel von Ihnen gibt über die systemische Entwicklung der Krise keinen sachlichen Aufschluss. Dabei haben Sie einen gravierenden Fehler in Ihrer Analyse begangen: Sie behaupten: Gierige Manager, verantwortungslose Banker, komplizierte Finanzprodukte. All das ist falsch.
Dazu möchte ich Ihnen folgendes mitteilen:
Die Zins- und Geldpolitikentscheidungen der Zentralbanken haben lediglich den Weg für diese Krise geebnet. Das ist hinreichend bekannt und wurde als Ursache für die Krise auch anerkannt. Allerdings beruht die Finanzkrise auf einer Kausalkette, dessen Wirkung nicht allein auf die Geldmark- und Zinspolitik zurückzuführen ist. An diesem Punkt nehmen forderungsbesicherte Wertpapiere eine zentrale Rolle ein, die eine internationale Ausweitung der Krise erst möglich gemacht haben. Institutionelle Marktteilnehmer waren mit der internen Qualitätsbeurteilung dieser komplexen Vehikel vollkommen überfordert. (Goldman Sachs an IKB, Sachsen LB etc.)
Geschäfts- und Investmentbanken wussten im Vorfeld, dass bei einer Anhebung der Leitzinsen die Schuldner ihre Kredite nicht mehr bedienen können. In Zeiten der Prosperität ist die kontinuierliche Anhebung der Leitzinsen eine logische Konsequenz. Die Bonität der Schuldner fanden bankintern keine Beachtung, da die Geschäfts- und Investmentbanken über die Möglichkeiten der Kreditverbriefung verfügten und diese an institutionelle Marktteilnehmer weiterreichen konnten. Diese systemische Entwicklung ist/war im höchsten Maße irrational und entfernte sich zunehmend vom produktiven Kapital der Realwirtschaft. Infolgedessen entstanden aufgrund der Überliquidität der Finanzakteure neue komplexe Finanzinstrumente und Hedge Fonds, die zunehmend die Eigenkapitalquote der Unternehmen zum schmelzen brachten. Die real erwirtschafteten Gewinne der Unternehmen entzogen sich sukzessiv dem produktiven Kapitalkreislauf der Realwirtschaft. Der globale Umverteilungszyklus wurde bewusst inszeniert und die Konsequenzen billigend in Kauf genommen.
Zu der Gier der Manager möchte ich folgendes anmerken: Die Vergütungspolitik der Manager ist zu einem Statussymbol verkommen, das den Herren der Wirtschaft untereinander den Rang zuweist. Mit den Unternehmen selbst, geschweige denn der Marktwirtschaft, hat das nichts zu tun.
Ein Hedge Fonds Manager, der einen dreistelligen Millionengehalt bekommt, ist nicht gierig sondern wahnsinnig. Dieser Enteignungsprozess wurde teils mit fragwürdigen Methoden geschaffen (Anteilseigner zwingen zu Aktienrückkaufprogrammen - TCI, Atticus Capital, Perry etc.).
Hallo Herr Roßmanith, auch in diesem Forum dieselbe Antwort: Der Mensch hat sich seit Jahrtausenden nicht geändert. Folglich muss es eine Systemkrise sein. Es ist das System beliebig vermehrbaren Papiergeldes.
Sehr geehrter Herr Roßmanith,
die von Ihnen dargelegten Tatsachen waren doch nur möglich, weil es unser Geldsystem erlaubt, ja sogar fördert. In einem "vernünftigen System" sind solche Übertreibungen gar nicht machbar. Da fließt echtes, nicht beliebig vermehrbares Geld in echte Unternehmen, die wieder Geld verdienen. Die Macht der Banken wird zurückgefahren auf deren ureigendste Aufgabe. Genauso die der Politik.
Beide Institutionen haben nur Macht, weil sie die Macht über unser aller Geld haben. Diese Macht gibt der Politik die Möglichkeit Stimmen durch Sozialleistungen und sonstige Versprechungen zu kaufen.
Und die Banken schaffen Geld aus dem nichts in beliebiger Menge.
Fällt es eigentlich niemand auf, dass in den Nachrichten permanent von einer Kreditklemme die Rede ist. Das bedeutet für mich, dass unsere gesamte Wirtschaft ohne Kredite nicht mehr auskommt.
Früher war das anders. Da hatten auch kleinere Firmen genügend Eigenkapital. Betriebsgewinn gerade kleinerer und mittlerer Firmen wird umverteilt und abgesaugt. Die Firmen haben gar keine Chance mehr, eigenes Kapital zu bilden. Über dieses Schuldensystem erfolgt ein ständiger Sog von unten nach ganz oben.
Permanente Umverteilung ohne dass es der Normalbürger merkt.
Das ist der wahre Grund für das Bail out Spiel der Politiker. Systemerhalt so lange es geht und ganz egal was es kostet.
Ist aber bald vorbei.
Hmmm, mit dem Thema geht es mir wie mit einigen anderen Themen bei Ihrer Partei der Vernunft....
Sie haben ja so recht und es ist erfrischend zu lesen wie klar und deutlich der Finger in eine wesentliche Ursache der derzeitigen Krise gelegt wird. Natürlich haben die Notenbanken in Ihrer Allmacht wesentliche Schuld auf sich geladen und natürlich ist das ein systemimmanentes Problem, das nach dem nun kommenden Regulierungs-Irrsinn nur schlimmer werden wird. Die wirkliche Währungs-)Krise kommt deswegen erst noch, das ist klar.
Gleichzeitig rauben Sie sich aber mit dem Habitus der alleinigen, einfachen Wahrheit und plakativen Aussagen ala 99% die gewonnene Glaubwürdigkeit gleich wieder.
Denn SOOO einfach ist die Welt dann auch wieder nicht, dass sie sich auf einen bösen Buben und eine simple Lösung reduzieren liesse.
Der Raum reicht hier nicht aus um die komplexen Ursachen der Finanzkrise vollständig zu diskutieren. Lassen Sie mich deshalb nur einen weiteren - ebenso entscheidenden - Aspekt hinzufügen. Nur um zu beweisen, dass so "simpel" die Welt nicht ist, wie sie von Ihnen dargestellt wird.
Eine weitere wesentliche Ursache der Finanzkrise ist die absolut schwachsinnige "Bilanzierung nach Marktwert" oder "mark to market" der angelsächsisch induzierten Bilanzregeln US-GAAP und IAS.
Ohne diese, hätte die Finanzkrise auch nicht stattgefunden - Notenbanken und Zinssätze hin oder her - und mit diesen Bilanzierungsregeln haben die Notenbanken gar nicht zu tun.
Diese Regeln sind das Ergebnis einer kleinen elitären Clique der Hochfinanz zb im IAS Kommittee, die damit das goldene Kalb gefunden haben um über Jahre Ihre Bilanzen und Boni mit Scheingewinnen zu füttern. Und die Politik lässt sich wie dumme blöckende Schafe zur Schlachtbank führen und schreibt diesen Unfug nun auch noch dem Mittelstand vor.
Denn das System "mark to market" ist nichts weiter als ein sich selbst tragendes Schneeballsystem, dass immer mehr Pseudogewinnen und Goodwill anhäuft, bis das System wie jedes Schneeballsystem bricht. Zum "Kotz.." ist es auf jeden Fall, dass genau diese "Verbrecher" es jetzt schaffen werden das System genau dann ausser Kraft zu setzen, wenn die Luft aus der Blase entweicht und das Schneeballsystem und die Verursacher sichtbar werden.
Faktum ist auf jeden Fall, hätte die ganze Welt eine Bilanzierung ala HGB nach dem Niedrigwertprinzip, hätte weder die Internet-Blase 2000 noch die jetzige Krise stattgefunden und zwar egal welchen Zins die Notenbanken festsetzen.
Denn viele der schönen Pseudogewinne aus Goodwill, die massive M&A Aktivität und vieles was zu dicken Boni und riesigen Bilanzgewinnen auf dem Papier führte, hätte nicht stattgefunden weil ein am Niedrigwerprinzip orientiertes Bilanzregiment eben keine einfachen Gewinne produziert hätte - und damit auch keine steigenden Kurse an der Börse und keine Boni.
Drum merke, Sie sind mit Ihrer erfrischenden gedanklichen Offenheit auf dem richtigen Weg, aber werden Sie bitte differenzierter in Ihrer Analyse und Argumentation, dann kann man die "Partei der Vernunft" auch ernster nehmen.
Einfache, simple "Wahrheiten" politischer Organisationen waren in der Geschichte noch nie Garant für glückliche Jahre der Gesellschaft - eher das Gegenteil.
Die Welt ist nicht einfach und die Weltformel noch immer nicht gefunden.
Auch das ist nur ein Symptom der Krise. Mit anderen Bilanzierungsregeln hätte es trotzdem die Möglichkeit gegeben, diese Geschäfte zu machen: Man gründet Nicht-Banken-Gesellschaften und schließt eine Provisionsvereinbarung. Oder verlegt den Sitz an unregulierte Orte. Die Ursache ist und bleibt das beliebig vermehrbare Papiergeld. Eine einzige Regel hätte übrigens genügt, um das Desaster auf die Eigentümer der Banken zu begrenzen: Eine Mindestrervesatz von 100% wie von Milton Friedman gewünscht (alles andere ist ohnehin de facto Betrug). Dann wären die Bankeinlagen der Kunden sicher. Keine Bank müsste gerettet werden und die Manager hätten ein Anreizsystem bekommen, dass sich am längerfristigen Erfolg orientiert. Spätestens nachdem die Banken das erste mal pleite gegangen wären. Vielleicht ist die Welt komplex, die menschliche Natur ist es sicher nicht. Die Menschen reagieren immer gleich auf falsche Anreizsysteme.
Es wäre eben nicht möglich gewesen.
Ihr Einwand 1): Unregulierte Orte
Klar kann man auch auf den Cayman Inseln Geschäfte machen und sicher könnte der eine oder andere so trotzdem ungerechtfertigte Profite machen. Auch gegen einen Fall Madoff schützt keine Bilanzierungsregel der Welt. Alles richtig, aber trotzdem irrelevant. Denn hier geht es nicht um vereinzelte Gewinne, sondern um eine weltweite Vermögensblase. Und diese konnte nur über die Börsen/Handelsplätze entstehen, da dort der "Marktwert" ermittelt wird der dann Eingang in die Goodwill Bewertung findet.
Und ALLEN Börsen und Handelsplätzen ist gemein, das sie zwingend die Bilanzierung und Bewertung von Assets nach IAS oder US-GAAP vorschreiben. Da kommt keiner darum herum.
Ihr Einwand 2): Nicht-Banken-Gesellschaften
Sie haben ein grundlegendes Missverständnis. Die "mark-to-market" Regeln haben nichts speziell mit Banken zu tun. Es sind die Bilanzierungsgrundsätze mit denen ALLE börsennotierten Unternehmungen rechnen müssen. Die Blase existiert doch nicht nur in Bankbilanzen sondern überall, ob Chemie (BASF ...), Immobilien (GAGFAH, IVG ...), Industrie (GE ...), Bauindustrie (CEMEX ...) usw usw
Die Gewinne aller börsennotierten Unternehmen waren durch Goodwill massiv aufgebläht. Das Schneeballsystem der Bilanzierung kroch doch in alle Ecken des Finanzsystems.
Fazit:
Ich will Ihnen doch gar nicht widersprechen. Die Notenbanken haben durch eine Politik des billigen Geldes überhaupt erst das "Brennholz" zur Verfügung gestellt, mit dem diese Blase entstehen konnte. Sie sind die wahren Verursacher der Krise und sie werden mit einer Poltitik des "quantitativ easing" alles noch schlimmer machen. Recht haben sie.
Und die US Politik hat dieses Brennholz benutzt um damit das populistische Motto "jedem sein Haus" über Fannie Mae und Konsorten in die Tat umzusetzen.
Und die weltweite Finanzcommunity hat dieses Brennholz benutzt um damit Ihre Bilanzen aufzublähen, Pseudogewinne zu erzeugen, Carry Trades zu fahren usw. usw.
Ohne "mark to market" wäre dieses Brennholz aber von den Märkten gar nicht abgerufen worden, weil ich nicht so einfach Pseudogewinne hätte erzeugen können. Und es hätte auch keinen Sinn gemacht, Kredite zu bündeln und in dubiosen Mänteln immer weiter zu veräussern.
Das ist ungefähr so wie der Drogendealer und sein Kunde. Wer ist schuldiger ? Beide, aber natürlich mehr der Dealer - aber ohne den Kunden gäbe es keinen Dealer, auch das ist wahr.
Was ich Ihnen beispielhaft hier sagen will, ist das Sie alle von dem Habitus des "Wir haben die simple Wahrheit und der Rest sind Idioten" runter müssen. Dieser Habitus finden sich hier leider immer wieder - siehe auch die selbstbefriedigenden Diskussionen bei Sonstiges.
Sonst würden Sie alle sich in keiner Weise von einem Lafontaine unterscheiden. Der hat auch immer die Weisheit gepachtet, strotzt vor arrogantem Selbstbewusstsein und alle anderen haben sowieso keine Ahnung. Das ist ein Persönlichkeitsmuster bei ihm.
Sie haben gute und richtige Ansätze und Sie denken kreativ und gradlinig. Bravo, weiter so ! Aber laufen Sie nicht in die Lafontaine-Falle, sondern behalten Sie einen offenen Geist. Denn die Wähler die Sie erreichen wollen goutieren keine Dogmatiker. Und das ist eben der Unterschied zu Lafontaines Stimmvieh.
Simple Wahrheiten sind meistens falsch oder nur teilweise richtig. Diese Prämisse ist empirisch bewiesen ;-) denken Sie daran, auch was die Finanzkrise angeht.
Herr Janich hat vollkommen recht. Alle "Verirrungen" in unserem Finanzsystem entstehen nur durch das Papiergeldsystem.
Es ist so einfach, dass es die meißten nicht erkennen.
Die von Herrn Schmidt geschilderten Probleme gibt es doch auch nur, weil es ein Papiergeldsystem mit der Schaffung von Geld aus dem Nichts auf Schuldenbasis gibt.
Ein Oskar Lafontaine (einer der größten Blender überhaupt in Deutschland) ist nur deshalb "erfolgreich", weil es dieses System gibt. Es ermöglicht der Politik seit 70 Jahren, "Sozialpolitik auf Schuldenbasis zu machen. In Wirklichkeit wird nur umverteilt und Abhängigkeit geschaffen. Weil kein realer Gegenwert für diese Leistungen von der Politik und von den Leistungsempfängern erbarcht wird, steigen die Belastungen für die "Leistenden" permanent. In einem Gold-/Silber Standard könnte er seine "Versprechen" nicht machen, weil seine sozialistischen Phrasen unbezahlbar wären und die Bürger das sofort erkennen würden.
Es ist so einfach, nur machen es die Menschen oft kompliziert, weil "Einfach" für viele "Gebildete" nicht akzeptabel ist.
"Simple Wahrheiten sind meistens falsch oder nur teilweise richtig."
Ach so. Dann ist 1 + 1 = 2 wohl auch "meistens falsch oder nur teilweise richtig".
Ach so. Dann ist 1 + 1 = 2 wohl auch “meistens falsch oder nur teilweise richtig”.
Sehr schön. Genau das ist die Essenz unseres Programms. Alles was wir fordern hat eine unwiderlegbare Logik. Die das nicht begreifen haben in der Regel das Problem, dass sie fühlen, nicht denken. Nicht, dass fühlen schlecht wäre. Aber Gefühle führen eben gerade in der Wirtschaft in die falsche Richtung, weil viele Dinge kontraintuitiv sind.
Lieber Herr Janich, ich denke genauso. Daß es sich bei unserem aktuellen Finanzsystem um den womöglich größten Schwindel der Menschheitsgeschichte und zugleich um ein simples Betrugskonstrukt handelt, ist heute den meisten noch nicht verständlich. Sie wehren sich mit Händen und Füßen gegen diese Einsicht und wollen auch nichts Näheres darüber wissen, selbst wenn man es ihnen genau vorrechnet.
Denn leider ist unsere Gesellschaft in einem völligen Nebel aus Propaganda und Gehirnwäsche gefangen, und weil die Mehrheit so denkt und das auch noch ständig im Fernsehen kommt und in den Zeitungen steht, richtet sie sich danach. Ich nenne das "pure, freiwillige Borniertheit". Und ich staune immer wieder, mit welcher Kreativität Leute ihre Einwände bringen, bloß um nicht mehr die nackten Tatsachen zu sehen. Irgendwann ist es dann zu spät, und die Tatsachen erzwingen die Aufmerksamkeit, ob man will oder nicht.
Daher vielen Dank für Ihre Aktivität und die damit verbundene Aufklärungstätigkeit. Genau so meinte es Kant (raus aus der "selbstverschuldeten Unmündigkeit", Mut zu eigenem Denken fassen, auch wenn man dadurch die blökende Herde der Mitläufer verläßt). Ich bin sehr gespannt, ob Deutschland noch zu solchem Aufklärungsmut imstande sein wird! Und ich freue mich über jeden, der die Chance ergreift und offen Stellung bezieht.